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Industrieinteressen gegen zahnärztliche Unabhängigkeit

8. Februar 2016 15:59

Pressemeldung des DAZ v. 8. Februar 2016: DAZ kritisiert M1-Abkündigungsinszenierung der Firma Sirona

Die Firma Sirona hatte für den 4.2.2016 zu einer aufwändigen PR-Veranstaltung eingeladen, um die Einstellung der Ersatzteilversorgung für ihre ältere und weit verbreitete zahnärztliche Behandlungseinheit M1 zu verkünden. Diese Meldung sollte – so auch in der danach herausgegeben Presseerklärung – von der Darstellung der enormen Vorzüge der weiterentwickelten neuen Einheiten überstrahlt werden. Es scheint danach geradezu eine Frage von verantwortungsvollem Handeln der Firma zu sein, dass die Reparaturen der alten Einheiten nicht mehr unterstützt und die Zahnärzte zur Neuinvestition gezwungen werden. Selbst die angeführten Schadstoffe in der M1 sind nur ein fragwürdiger Grund für deren Verschrottung, da solche Stoffe ja gerade mit der Verschrottung zum Sondermüllproblem werden. Darüber hinaus ist jede unnötige Neuinvestition bezüglich der Ökobilanz kritisch zu betrachten.

Der Deutsche Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ), ein zahnärztlicher Berufsverband, setzt sich seit vielen Jahren mit dem Zusammenhang zwischen Investitionsentscheidungen der Zahnärzte und der ärztlichen Unabhängigkeit auseinander. Speziell im Bereich der Grundversorgung der Bevölkerung, aber auch in Bezug auf höherwertige Versorgungen, die sich an dem normativen Behandlungsbedarf der Patienten orientieren sollen, sind die ZahnÄrzte auf wirtschaftliche Unabhängigkeit angewiesen, um nicht das ärztliche Handeln durch kaufmännische Überlegungen fesseln zu lassen.

Die Suche nach technischem Fortschritt und besseren Methoden in der Versorgung ist zu begrüßen. Für jede Innovation ist allerdings, auch bei nachgewiesener Nützlichkeit, immer eine Betrachtung zur Aufwand- und Nutzenrelation anzustellen. Im vorliegenden Fall ist die Entwicklung neuer Behandlungseinheiten sicherlich von Nutzen, wenn auch nicht jeder Schnickschnack benötigt wird. Der DAZ kritisiert jedoch, dass eine Weltfirma wie Sirona allen Ernstes behauptet, keine Ersatzteile mehr zur Verfügung stellen zu können. Welcher Zulieferer würde sich dem Begehren von Sirona entgegenstellen? Ein Medizintechnikunternehmen hat neben der Verantwortung für den Shareholdervalue auch eine Mitverantwortung für die Stabilität der ärztlichen Versorgung in dem oben beschriebenen technisch wirtschaftlichen Sinne. Eine Investition in ein medizintechnisches Gerät ist nicht mit der für ein Lifestyleprodukt gleichzusetzen. Im Medizinbereich sollten besonders hohe Nachhaltigkeitsanforderungen und eine besondere Seriosität im Marketing der Hersteller gelten. Beides lässt die Firma Sirona – hier an dem Beispiel der M1-Abkündigung – vermissen.

Dr. Celina Schätze, DAZ-Vorsitzende, Deutscher Arbeitskreis für Zahnheilkunde (DAZ)

Kaiserdamm 97, 14057 Berlin

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